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Sicher auftreten mit Gehstützen

    Unterarmgehstützen lehnen gegen eine Couch im Hintergrund liest jemand etwas am Laptop

    Der richtige Umgang mit den Gehstützen ist wichtig für die notwendige Entlastung nach Deiner Verletzung oder Operation. In diesem Beitrag zeige ich Dir alles von der notwendigen Einstellung, Anwendung und weiteren Tipps.

    Am Ende des Beitrags findest Du den korrekten Umgang auch nochmal als Video verlinkt.

    Eine Frage der Einstellung

    Unterarmgehstützen – oft auch als Krücken bezeichnet – sollten richtig eingestellt werden, damit der sichere Umgang mit ihnen gewährleistet ist. Im besten Fall macht das für Dich der Mitarbeiter des Sanitätshauses oder ein Physiotherapeut vor Ort.

    Falls das nicht der Fall ist, kannst Du dies auch relativ einfach selbst erledigen. Mach Dich zunächst mit dem Einstellungsmechanismus der Stützen vertraut. Häufig ist dies eine Schelle mit Stift oder ein Stift, den Du zum Verstellen reindrücken musst. Außerdem kann eine zusätzliche Feststellschraube im Verlauf des Schafts vorhanden sein, die zusätzlich gelöst und nach dem Verstellen wieder festgeschraubt werden muss.

    Der Griff der Gehstütze sollte im Stand bei ganz leicht angewinkeltem Arm in Etwa auf der Höhe des Großen Rollhügels (Trochanter Major) Deiner Hüften liegen. Diesen Knochenpunkt spürst Du, wenn Du mit der Flachen Hand an der seitlichen Hüfte entlangfährst. Durch diese Höhe kannst Du Dich während des Laufens weit genug abdrücken um Dein betroffenes Bein zu entlasten.

    Der richtige Umgang mit den „Krücken“

    Der Reihe nach: Aufstehen und Hinsetzen

    Das Aufstehen und Hinsetzen stellt normalerweise die erste kleine Hürde mit den „Krücken“ dar.

    Bevor Du loslegst, ein kleiner Hinweis: Achte beim Aufstehen und Hinsetzen auch auf bestimmte Gelenkwinkel. Wenn Du beispielsweise nach dem Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks nur 90° in der Hüfte beugen darfst, gelten diese 90° auch wenn Du den Oberkörper nach vorne neigst.

    Aufstehen

    Beim Aufstehen rückst Du etwas weiter vor an die Bett- oder Stuhlkante, stellst Du das zu entlastende Bein ein deutliches Stück weiter nach vorne und die beiden Unterarmgehstützen seitlich zu Deinem künftigen Standbein. Nun noch die Griffe zueinander drehen, sodass die Reflektoren der Gehstütze aufeinander zeigen.

    So kannst Du Dich mit dem nicht-betroffnen Bein und etwas Unterstützung aus den Armen nach oben stemmen.

    Nun noch die Gehstützen richtig positionieren – also die Griffe wieder nach vorne zeigen lassen und die Schalen an die Unterarme lehnen. Zudem bringst Du dann erstmal beide Füße nebeneinander um den ersten Schritt (siehe Unten) konzentriert und korrekt ausführen zu können.

    Hinsetzen

    Das Hinsetzen ist auch kein Hexenwerk – am Ende gehst Du die Schritte einfach nur rückwärts ab.

    Laufe vor den Stuhl, drehe Dich auf der Stelle (unter Einhaltung der Entlastung!) und tritt an die Stuhlkante heran. Nun das betroffene Bein etwas nach vorne stellen, dass Du Dir sicher sein kannst nur das nicht-betroffenen Bein zu belasten. Die Unterarme aus den Gehstützen „befreien“ und die Griffe zueinander drehen. Dennoch solltest Du einen gewissen Druck auf diese geben können.

    Nun musst Du Dich nur noch langsam und kontrolliert hinsetzen und es ist vollbracht.

    Komplette Entlastung / Teilbelastung

    3-Punkte Gang / komplette Entlastung

    Der 3-Punkte-Gang ist eine Gangart, bei der Du das betroffene Bein immer mit zwei Gehstützen unterstützt – daher der Name „3-Punkte“. Diese Technik bietet eine erhöhte Stabilität und unterstützt das verletzte Bein oder den verletzten Fuß während der Bewegung. Es ist besonders nützlich, wenn du nicht in der Lage bist, das volle Gewicht auf das verletzte Bein zu verlagern.

    1. Stelle Dich gerade hin und halte Deine Gehstützen fest in beiden Händen. Die Unterarmgehstützen sollten stets so positioniert sein, dass sie möglichst gerade – also lotrecht – ausgerichtet sind.
    2. Setze zuerst Deine beiden Gehstützen einen Schritt vor. Halte sie fest und platziere sie parallel zueinander. Stelle Dir eine Linie zwischen den Beiden Füßen der Gehstütze vor.
    3. Nun stellst Du den Fuß des betroffenen Beins auf diese Linie zwischen die Gehstützen und setzt ihn behutsam auf den Boden. Achte darauf, dass Du das Bein nicht zu weit vorne platzierst, um das Gleichgewicht zu wahren.
    4. Nun verlagerst Du Dein Gewicht auf die Unterarmgehstützen und überholst mit dem „gesunden“ Fuß das betroffene Bein und stellst diesen auf. Bei dem sogenannten Sohlenkontakt sollte dabei das gesamte Gewicht auf den Händen lasten.
    5. Wiederhole die Schritte 2 bis 4, um Dich fortzubewegen. Setze die Gehstützen vor, bewege das betroffene Bein zwischen diese und überhole schließlich mit dem andern Fuß.

    Tipp1: Beginne mit kleinen Schritten und steigere die Länge deiner Schritte, wenn du dich sicherer fühlst.
    Tipp 2: Eine Waage kann Dir helfen die vorgegebene Belastung etwas besser abzuschätzen

    4-Punkte Gang / Teilbelastung

    Der 4-Punkte-Gang ist eine fortgeschrittene Gehmethode, bei der Du immer eine Gehstütze und einen Fuß auf dem Boden hast, wodurch insgesamt vier Kontaktpunkte entstehen. Diese Technik ermöglicht Dir eine schnellere Gangart mit leichter Entlastung.

    Achte bitte darauf, ab wann Du diese Technik nutzen darfst – diese Angabe findest Du im Arztbrief oder Nachbehandlungsschema. Häufig findest Du dann auch Begriffe wie „schmerzadaptierte Belastung“, es soll also nicht zu sehr weh tun das Bein wieder zu belasten.

    Diese Gangart erinnert mich immer an das Nordic Walking.

    1. Stelle dich aufrecht hin und halte beide Gehstützen fest in deinen Händen.
    2. Setze zuerst die Gehstütze gegenüber Deines betroffenen Beins etwa einen Schritt vor Dir auf den Boden. Halte sie fest und platziere sie parallel zum Körper.
    3. Bringe nun das betroffene Bein nach vorne und setze den Fuß ungefähr auf Höhe Deiner Gehstütze – auch hier hilft eventuell die Vorstellung einer Linie, dieses Mal geht sie aber nur von einer Stütze aus.
      Jetzt verlagerst Du Dein Gewicht auf diese vordere Stütze und den Fuß.
    4. Setze nun die zweite Gehstütze ebenfalls einen Schritt nach vorne.
    5. Nun überholst Du mit dem Fuß des gesunden Beins den Fuß des betroffenen und stellst ihn auf Höhe der anderen Stütze.
    6. Wiederhole die Schritte 2 bis 5, um Dich fortzubewegen.

    Tipp: Gehe in einem gemäßigten Tempo und versuche, gleichmäßige Schritte zu machen, um Deine Stabilität zu verbessern. Sobald Du ein gewisses Rhythmusgefühl entwickelst, kannst Du auch deutlich schneller laufen.

    Treppe laufen

    Das Treppe laufen sorgt bei den meisten Patienten für einen Knoten im Kopf. Nicht unbedingt notwendigerweise, wenn Du Dir immer wieder verdeutlichst, dass Du das betroffene Bein mit der Gehstütze und dem Geländer unterstützen möchtest um Gewicht abzunehmen.

    Treppe hoch

    1. Stelle Dich vor die Treppe Deiner Wahl.
    2. Begib Dich nun mit dem Fuß des nicht-betroffenen Beins auf die nächste Stufe. Die Unterarmgehstütze(n) und gegebenenfalls der Handlauf bleiben unterstützend bei dem betroffenen Bein.
    3. Drücke Dich mit dem nicht-betroffenen Fuß ab und ziehe den anderen Fuß und die Gehstütze(n) nach.
    4. Wiederhole die Schritte 1 bis 3. That’s it.

    Treppe runter

    1. Stelle Dich an die Treppe Deiner Wahl.
    2. Begib nun als erstes die Gehstütze(n) nach unten auf die nächste Stufe und stützte Dich gegebenenfalls mit der Hand am Geländer ab. Das Gewicht lastet nun auf dem nicht-betroffenen Bein!
    3. Nun begibst Du den Fuß des betroffenen Beins zwischen die Gehstütze(n) und Handlauf. Das Gewicht ist nun auf Deinen Händen. Die Kraft für diesen Weg kommt dabei allerdings aus dem nicht-betroffenen Bein.
    4. Nun ziehst Du noch den nicht-betroffenen Fuß nach und
    5. wiederholst die Schritte 1 bis 4, bis die gewünschte Reisehöhe erreicht ist.

    Tipp1: Es kann durchaus Sinn machen beim Treppelaufen gerade zu Beginn mit Unterstützung zu laufen, bis sich eine gewisse Sicherheit eingestellt hat. In der Klinik sind das die Pflege oder der Physiotherapeut, daheim können diesen Job auch Freunde oder Familie übernehmen, wenn sie sich selber dabei sicher fühlen.
    Tipp2: Falls Du eine Gehstütze „zu viel“ hast, kannst Du diese zusätzlich mit der Hand die am Stützen ist greifen. Dabei bist Du nicht eingeschränkt beim Stützen, aber hast beide Unterarmgehstützen stets bei Dir.

    Tipps und Tricks zum Umgang mit den Gehstützen

    Unterarmgehstützen haben die Angewohnheit gerne mal auf den Boden umzufallen. Neben dem Lärm ist das Aufheben dann eher lästig. Ein simpler Trick damit das nicht so schnell passiert: drehe die Stützen einfach um und stelle sie mit der Armstütze auf. Dadurch hat diese eine breite Standfläche und fällt nicht so leicht um. Allerdings solltest Du diesen Trick nur anwenden, wenn Du die Bodenverhältnisse kennst, also eher etwas für daheim.

    Solltest Du die druckbedingte Belastung Deiner Hände als unangenehm empfinden, können gepolsterte Fahrradhandschuhe oder Neoprenüberzüge für den Griff eine gute Möglichkeit sein Druckstellen und Hautirritationen zu vermeiden, gerade wenn Du die Stützen eine längere Zeit benutzen musst.

    Solltest Du kleine Einkäufe selber erledigen oder aber etwas transportieren müssen, ist die Nutzung eines Rucksacks sinnig. Taschen mit Schultergurten funktionieren auch, sind aber etwas weniger fixiert. So hast Du auch beim Transport von Gegenständen die Hände frei!

    Achte im Winter, bei nassen Bedingungen oder im Bad darauf, dass das Gummi Deiner Gehstützen auch mal rutschig sein kann. Neben der geradlinigen Belastung auf den Stützen-Fuß können auch breitere Anti-Rutsch-Stopfen eine Möglichkeit sein für zusätzliche Sicherheit zu sorgen.

    Bilder sagen mehr als 1000 Worte

    Schau Dir deswegen auch gerne das Video von HNL Physiotherapie zum korrekten Umgang mit den Unterarmgehstützen auf YouTube an: